Was darf vom Korb in die Pfanne?


Herisauer Nachrichten vom 5.9. 2017

Seit zwei Wochen finden im Zivilschutzzentrum Teufen die Pilzkontrollen statt. In diesem Jahr zeigt erstmals Manuel Mettler aus Waldstatt den Sammlerinnen und Sammlern auf, welche Pilze sie essen können und welche nicht. Er ist der neue Pilzkontrolleur.
Teufen

Die diesjährige Pilzsaison verspricht gut zu werden. Dieser Meinung ist zumindest Manuel Mettler aus Waldstatt. Mettler ist neuer Pilzkontrolleur in Teufen und untersucht Woche um Woche die Pilze, die ihm Sammlerinnen und Sammler vorlegen. «Es hat in den vergangenen Monaten immer mal wieder geregnet. Ist es dann drei, vier Tage wieder trocken, herrschen ideale Bedingungen für die Pilze.» Nicht für alle. Steinpilze mögen es lieber trocken, Frauentäublinge eher feucht. Obwohl erst jetzt die eigentliche Saison begonnen hat, wachsen Morcheln beispielsweise schon im Frühling, einige Pilzsorten dafür erst im Winter. Den Überblick in der Welt der Pilze zu behalten, ist nicht leicht. Auch für Profis nicht. Alleine bei den Täublingen gibt es über 1000 Sorten. «Wir sind hier kein Pilzlexikon», so Mettler. Dennoch erkennt er genau, welche Pilze ungeniessbar oder gar giftig sind, und welche sogenannte Speisepilze sind. 25 Kontrollen hat er dieses Jahr schon durchgeführt. Viele seien das noch nicht, gibt er an. Neu findet die Pilzkontrolle im Zivilschutzzentrum statt. Und im Vergleich zum Vorjahr auch nicht mehr am Sonntag, sondern am Montagabend. «Drei, vier Tage sind die Pilze im Kühlschrank haltbar. Wer also übers Wochenende auf Pilzsuche geht, kann sie zu Hause lagern und am Montag vorbei bringen.» Die Kontrolle ist gratis.
Richtiges «Pilzlen»

Dass sich ein Blick des Experten lohnt, zeigt sich in einer kleinen Schale. Gefüllt ist sie mit giftigen Pilzen. Mettler hatte sie innert zwei Stunden gesammelt. Allesamt können bei Verzehr zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder gar zum Tod führen. Sie zu erkennen, ist aber nicht immer einfach. Der kegelhütige Knollenblätterpilz erinnert auf den ersten Blick an Champignons, und hat der Fliegenpilz seine verräterischen weissen Pünktchen nicht mehr, ähnelt er dem wohlschmeckenden Kaiserling. Gesammelt werden in der Region aber vor allem Steinpilze, Täublinge und Eierschwämme. Doch auch diese können bei der Kontrolle durchfallen. «Wenn ich sehe, dass Sammler die Pilze in Plastiktüten vorbeibringen, lohnt sich die Mühe einer Kontrolle nicht mehr. Die Pilze sind höchstwahrscheinlich schon verdorben», so Mettler. Ein Korb oder zumindest kein luftdichtes Behältnis sei zum Sammeln unabdingbar.
Eigene Züchtungen

Auf dem Tisch des Pilzkontrolleurs sind auch eigene Züchtungen zu finden. Im eigenen Labor isoliert Mettler die Mycelien von den Sporen und lässt so eigene Fruchtkörper wachsen. Ein grosser Kräuterseitling ragt aus einem Glas, ein Pilzstamm des Parasols ist in einem weiteren zu erkennen. «Es gibt eigentlich keine Züchter, die gleichzeitig auch Kontrollen anbieten. Ich bin da die Ausnahme», lächelt Mettler. Rund 20 Pilzstämme gedeihen aktuell in seinem Labor. «Im Gegensatz zu den Pflanzen sind die Pilze noch wenig erforscht. Dabei gibt es eine solche Vielfalt an Gerüchen, an Farben - es ist ein unheimlich spannendes Feld.» Mettler ist Umweltingenieur, hat sich bereits während des Studiums auf die Pilze fokussiert. Seit Jahren beschäftigt er sich mit ihnen. Trotzdem findet er ab und an doch noch ein «Highlight», wie er sagt. In einer weiteren Schale liegt ein Wurzelmöhrling. «Die findet man nur sehr selten.» Zufällig sei er auf ihn gestossen. Nichtsdestotrotz: Nach der Pilzkontrolle lande er in der Pfanne.

Die Pilzkontrollen finden von August bis November, jeden Montag von 18 bis 19.30 Uhr.


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