Kein Phantast, ein Tüftler




Appenzellerzeitung vom 30. Dezember 2013

Von Waldstatt aus hat Hermann Blumer Holz als Werkstoff in der Architektur wieder salonfähig gemacht. Zum 70. Geburtstag des Holzbauingenieurs ist im Appenzeller Verlag eine Biographie erschienen. Sie porträtiert Blumer als visionären Macher.
MICHAEL GENOVA

HERISAU. Der Ausserrhoder Holzbauingenieur Hermann Blumer reist viel, manchmal fliegt er für eine Sitzung schnell nach Südkorea. In der Regel präsentieren ihm Architekten dann ein unlösbares Konstruktionsproblem. Blumers Standardantwort lautet jeweils: «Ja, das könnte ich schon machen.» Im Falle seines Besuches in Korea habe er geblufft, die Lösung für eine elegante Holzkonstruktion im exklusiven Haesley Golfclub sei ihm erst Wochen später eingefallen. «Man darf nicht sofort Nein sagen», so Blumer. Am vergangenen Freitag sprach er anlässlich der Vorstellung seiner Biographie «Holz kann die Welt verändern» in der Alten Stuhlfabrik in Herisau über sein Leben im Dienste des Werkstoffs Holz.

Arbeiten für Stararchitekten
Hermann Blumer hat mit den Grossen der internationalen Architekturszene zusammengearbeitet. Für Peter Zumthor, Daniel Libeskind, Herzog & de Meuron oder Shigeru Ban realisierte er Konstruktionen aus Holz. Trotzdem blieb er ein bescheidener Appenzeller. Als der Verleger Marcel Steiner zum ersten Mal mit dem Waldstätter über ein mögliches Buchprojekt sprach, fragte dieser: «Braucht es das wirklich?» Sein Biograph Ralph Brühwiler beschreibt den Waldstätter als visionären Techniker, der um Lösungen ringt. «Blumers futuristische Bauten gründen sich nicht auf Phantasie», sagt Brühwiler. Dafür brauche es einen Tüftler, der sicherstelle, dass die Konstruktion nicht zusammenkrache. Die Biographie ist in drei Teile gegliedert: Tradition, Creation und Vision. Im ersten Teil beleuchtet Autor Brühwiler die Herkunft Blumers, der aus einer Familie von Zimmerleuten stammt. Der zweite Teil bildet eine Werkschau seiner Projekte, und im dritten Teil äussert sich Blumer über das Zukunftspotenzial von Holz.

Verblüffend einfach
Visionen für seinen Werkstoff sind ihm ein besonders Anliegen. Sieben Jahre forschte der Bauingenieur an einem modernen Verbindungssystem für Holz, bis er auf die Lösung kam. Der sogenannte Blumer-System-Binder (BSB) löste ein altes Problem auf verblüffend einfache Weise. «Manchmal fragte ich mich selbst, warum es so lange gedauert hat», so Blumer.


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