WALDSTATT. «Der Kreisel stand von Anfang an unter einem schlechten Stern», fasst Hans-Peter Ramsauer, der ehemalige Gemeindepräsident, zusammen. Er meint damit nicht nur die Tatsache, dass der innere Kreis, wo die Kunst-Installation vorgesehen ist, aus verkehrstechnischen Gründen kurz nach dem Bau verkleinert werden musste. Die ganze Gestaltung der als Visitenkarte für das Dorf gedachten Installation sei unglücklich gelaufen, und das sei nicht Gret Zellwegers Fehler, sagt er. Wenn jemand Fehler gemacht habe, dann sei das die Gemeinde Waldstatt, beziehungsweise jene, die in ihrem Auftrag gehandelt haben. HANS HÜRLEMANN
Holzbau und Brauchtum In Anbetracht der Tatsache, dass Waldstatt keinen Dorfplatz hat und als typisches Strassendorf ohne erkennbares Zentrum nicht mit Gais, Heiden oder Urnäsch konkurrieren kann, wie sich Hans-Peter Ramsauer ausdrückte, wollte der Gemeinderat mit der Gestaltung des Kreisels am Dorfeingang einen Akzent setzen. Das sollte dadurch geschehen, dass man einerseits die Waldstätter Zimmermannstradition und das Silvesterbrauchtum als Thema vorsah. Der international renommierte Holzbau-Ingenieur Hermann Blumer verfasste im November 2010 ein Konzept für den Holzbau, und für das Thema Silvester wurde Anfang Dezember desselben Jahres Gret Zellweger, Teufen, zu einer Sitzung mit der ganzen Projektgruppe nach Waldstatt eingeladen. Da wurde ihr mündlich der Auftrag erteilt.
Pech und Pannen Und da passierte der erste Fehler: Die Projektleitung unterliess es, alternative Vorschläge einzuholen, weil man annahm, es komme schon recht so. Die Teufnerin reichte ihre Vorschläge ein: sechs Silvesterkläuse aus Metall. 2011 wurde der bereits erwähnte Umbau vorgenommen. Erst im Mai 2012 wurde die geschwungene Holzkonstruktion, der erste Teil des Kreiselschmucks montiert. Und da passierte ein weiteres Malheur: Kurz nach der Montage stürzte ein Teil der Konstruktion ein und musste zur Reparatur entfernt werden.
Mitte Juni wurde Gret Zellweger am Telefon vom Präsidenten der Projektgruppe mitgeteilt, man habe sich entschieden, auf ihre Idee zu verzichten, denn man wolle Sylvia Bühler, eine seit rund zwei Jahren in Waldstatt wohnhafte Künstlerin, berücksichtigen. Sie werde das Thema der Silvesterkläuse nicht in Metall, wie Gret Zellweger vorgeschlagen hatte, sondern in Glas gestalten.
Rückzug vom Auftrag Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, wie enttäuscht Gret Zellweger war über den Entzug des seinerzeit mündlich erteilten Auftrags, aber noch mehr über die Art und Weise, wie die Gemeinde vorgegangen war. Anfang Juli traf sie sich mit dem Projektleiter Otto Wengi und Hans-Peter Ramsauer, die sich bemühten, die Wogen zu glätten. Am Ende einigte man sich darauf, dass Gret Zellweger vom Auftrag zurücktrat, unter der Bedingung, dass ihre bereits abgelieferten Entwürfe nicht von der Nachfolgerin übernommen, dass ihre Aufwendungen entschädigt würden und dass in der Appenzeller Zeitung ein Bericht erscheine, der die Geschichte korrekt darstellen sollte.
Wie weiter? Hans-Peter Ramsauer hat sich im Auftrage des Gemeinderates bereit erklärt, die Projektkommission zu unterstützen, bis das Werk vollendet ist, und das kann noch etwas dauern. Die Gemeinde wird sich, wie im voraus beschlossen, nur mit 15 000 Franken beteiligen. Der Kanton wird den gleichen Betrag beisteuern. Der ganze grosse Rest soll von Sponsoren und Gönnern übernommen werden. Und da ist man nach Ramsauer auf gutem Weg: Es fehlen offenbar nur mehr einige wenige Tausend Franken. Sylvia Bühler wird ihren Teil aber erst dann anpacken, wenn die Finanzierung ganz gesichert ist.
Hans-Peter Ramsauer bedauert es sehr, dass die ziemlich hemdsärmlige Projektleitung zu Missstimmung geführt hat und dass Gret Zellweger auf diese Art vor den Kopf gestossen wurde. Er hofft aber, dass das dereinst vollendete Werk auch den Skeptikern Freude machen werde, als Hinweis auf das reiche Silvesterbrauchtum der ganzen Region – Urnäsch inbegriffen.
Tagblatt vom 24. Juli 2012
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