Hotel in Waldstatt kommt nicht

Auf der Wiese vor dem Bauernhaus hätte das neue Hotel entstehen sollen. Links das Seniorenheim Bad Säntisblick. (Bild: rf)


Appenzellerzeitung vom 4. Juni

In Waldstatt sind die Verhandlungen zwischen potenziellen Investoren für ein neues Viersternehotel und den Grundeigentümern gescheitert. Die Rede ist von unterschiedlichen Preisvorstellungen.


ROGER FUCHS

WALDSTATT. Es wurde als Leuchtturm für den Tourismus und neues Aushängeschild für Appenzell Ausserrhoden angepriesen: ein neues Wellbeing & Health Resort. Doch nun steht fest: Die Verhandlungen zwischen den Grundeigentümern und potenziellen Investoren sind gescheitert. Begründet wird das Scheitern je nach befragter Partie unterschiedlich: Projektleiter Andreas Felder von der IG Wellbeing & Health Resort spricht unter anderem von unterschiedlichen Preisvorstellungen. Seitens der Grundeigentümer, die nicht mit Namen in Erscheinung treten wollen, wird der Preis als sekundärer Grund bezeichnet. Stattdessen erwähnen sie ein von ihnen auf ihrem Grundstück erneuertes Bauernhaus mit Mietwohnungen. Dadurch habe sich die Ausgangslage verändert. Das geplante Hotel hätte den künftigen Mietern die Sicht zum Alpstein genommen.


MICHAEL GENOVA

WALDSTATT. Es hätte ein wegweisendes Hotelprojekt für das ganze Appenzellerland werden sollen. Mit dem Wellbeing & Health Resort Appenzellerland wollte die gleichnamige Interessengemeinschaft in Appenzell Ausserrhoden ein Viersternehotel ansiedeln. In einem Auswahlverfahren setzte sich die Gemeinde Waldstatt Ende 2013 gegen Gais und Trogen als Standort durch. Doch nun ist klar: Die Verhandlungen zwischen den Grundeigentümern und dem Investor sind gescheitert. Andreas Felder, Projektleiter und Mitglied der IG, sagt: «Am meisten schmerzt, dass in Waldstatt 100 neue Arbeitsplätze nicht entstehen werden.»

Uneinig über Verkaufspreis
Die Verhandlungen seien an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert, sagt Andreas Felder. Auch hätten die Grundstückbesitzer ein Mitspracherecht bei der Projektumsetzung gefordert. «Bei einem 40-Millionen-Projekt ist dies jedoch nicht möglich», so Felder. Auf zwei Parzellen im Badgüetli hatte die IG zusammen mit einem Investor aus der Region ein Vollholzhotel mit 100 Zimmern und 180 Betten geplant. Das Grundstück befindet sich in der Landwirtschaftszone und hätte umgezont werden müssen. Über den entsprechenden Teilzonenplan hätten die Stimmbürger von Waldstatt abstimmen müssen.

Für den Kauf des Grundstücks mit einer Fläche von rund 30 000 Quadratmetern hatte die IG im Businessplan einen Kaufpreis von 2,5 bis 3 Millionen Franken einkalkuliert. «Aufgrund des Businessplans erachteten wir dies als finanzierbar», sagt Andreas Felder. Im Investoren-Prospekt war von einem Quadratmeterpreis zwischen 60 und 160 Franken die Rede. Der Preis widerspiegelt laut Felder auch das Risiko einer möglichen Ablehnung des Teilzonenplans. Eine Million Franken hätte der Investor zudem in die Weiterentwicklung der Projektidee investiert.

«Eine verpasste Chance»
«Es ist bedauerlich für die gesamte Region», sagt Gemeindepräsident Andreas Gantenbein. Für Waldstatt sei es eine verpasste Chance, denn die Gemeinde habe zurzeit kein Bauland anzubieten. Gantenbein hatte auch in einem persönlichen Gespräch zwischen den Grundbesitzern und dem Investor vermittelt. Nach dem Scheitern glaubt er nicht, dass die Hotelidee nochmals aufgegriffen wird. Er gehe davon aus, dass auf dem Grundstück im Badgüetli in den kommenden 20 bis 25 Jahren nicht gebaut werde.

Auch Monika Bodenmann, Verwaltungsratspräsidentin der Appenzellerland Tourismus AG, äussert ihr Bedauern über den Abbruch der Verhandlungen. Sie hoffe nun, dass sich für einen der beiden anderen Standorte wieder eine Tür öffne.

«Die Vorarbeiten sind nicht verloren», sagt Andreas Felder. Sie hätten bewiesen, dass ein solches Projekt realisierbar sei. Auch einen Investor habe man gefunden. Die IG sei bereit, Standorte im Appenzellerland erneut zu prüfen. Die Schwierigkeit bestehe allerdings darin, verfügbares Bauland zu finden.

Hotel hätte die Sicht beeinträchtigt


ROGER FUCHS / RUTH FRISCHKNECHT

WALDSTATT. Die Information, wonach das geplante Viersternehotel bei den Verhandlungen mit den Grundstückbesitzern gescheitert sei, lässt die Frage aufkommen, wer denn diese sind. Auf der Abrechnung der Flurgenossenschaft tauchen gleich vier Namen auf – jene von vier Brüdern. Namentlich erscheinen wollen sie in der Zeitung nicht und bei Auskünften geben sie sich zurückhaltend. Sie würden es auch bedauern, dass momentan für das Gebiet Badgüetli kein Ergebnis erzielt worden sei, ist von den Grundstückbesitzern zu erfahren. Als Grund geben sie unter anderem an, dass sie sich mehr Mitsprache gewünscht hätten.

Als zweiter Grund wird ein von den Grundstückbesitzern auf besagtem Land erstellter Neubau mit Mietwohnungen genannt. Das geplante Wellness-Hotel hätte die Sicht von dort stark beeinträchtigt. Die Preisdiskussion wird als sekundär bezeichnet.

Als weitere Argumente werden Werte wie der Erhalt von Kulturland oder auch die Ökologie ins Feld geführt. Was den Kontakt mit der Gemeinde Waldstatt betrifft, so sei dieser immer sehr gut gewesen und bleibe auch weiter bestehen.

Kein Tourismusort
Eine Anwohnerin führt zu besagtem Flecken Erde. In der Tat findet sich dort ein nigelnagelneues Bauernhaus. Es herrscht freie Sicht auf das Alpsteingebirge. Einzig der halbstündlich vorbeifahrende Zug sorgt für Lärm. Und ein Traktor. Auf diesem sitzt Hans Frischknecht, Präsident des landwirtschaftlichen Vereins Waldstatt und Mitglied der Ortsplanungskommission. Als Frischknecht kurz vor dem Versand der Medienmitteilung von den gescheiterten Verhandlungen erfahren hatte, habe er sich sehr gefreut. Viele Bauern seien gegen dieses Projekt gewesen. Waldstatt sei zum einen kein Tourismusort, zum anderen würde mit diesem Projekt viel Kulturland zerstört. Was hingegen am meisten Angst gemacht habe, sei, dass den Hotelbesitzern mit einer Umzonung Tür und Tor geöffnet worden wären. «Ein Hotel bleibt nicht fünfzig Jahre lang gleich», sagt Hans Frischknecht. Irgendwann wären hier Tennisplätze oder eine Minigolfanlage dazugekommen.

Verändertes Projekt
Wie aus dem weiteren Gesprächsverlauf – auch mit den Grundstückbesitzern – hervorgeht, war offenbar im Verlauf der Zeit auch das Projekt verändert worden. Dieses sei letztlich nicht mehr vom ursprünglichen Wellness-Gedanken ausgegangen.

Eine Sache bleibt weiterhin offen: Wer der Investor gewesen wäre, hätten sie nicht einmal in der Ortsplanungskommission gewusst, sagt Hans Frischknecht.

Grosse Chance vertan


PATRIK KOBLER

Was lange währt, wird nicht immer gut. Mit grossen Anstrengungen hat sich eine Gruppe um Andreas Felder ans Werk gemacht, in Appenzell Ausserrhoden ein Viersternehotel zu realisieren. Es ist ihnen sogar gelungen, einen Investor an Land zu ziehen. Trotzdem stehen sie jetzt vor einem Scherbenhaufen. Weil die Verhandlungen mit den Landeigentümern gescheitert sind, kann das Hotel in Waldstatt nicht gebaut werden.

Das ist bedauerlich. Vom Viersternehotel hätten viele profitieren können. Nicht nur wären in einer Gemeinde, die zurzeit den Gurt arg eng schnallen muss, Millioneninvestitionen getätigt worden. Nein, die ganze Region hätte einen Impuls erhalten. Man blicke etwa zu den Erfolgsgeschichten in nächster Umgebung. Das Hotel Hof Weissbad wurde vor 20 Jahren gegen Widerstand errichtet. Heute glänzt es nicht nur durch eine sensationelle Auslastung und Auszeichnungen am Laufmeter. Es ist auch ein bedeutender Arbeitgeber in Appenzell Innerrhoden. Und die Nachbargemeinde Urnäsch erlebte mit dem Reka-Feriendorf einen Aufschwung. Über 55 000 Logiernächte werden jährlich generiert. In Waldstatt hätte eine ähnliche Erfolgsgeschichte geschrieben werden können. Doch der Traum ist aus, die Bemühungen für die Katz und die grosse Chance vertan.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Projektgruppe nach der ersten Enttäuschung nochmals einen Anlauf unternimmt und ihr Vorhaben in einer anderen Ausserrhoder Gemeinde realisiert. Es wäre wünschenswert für den Kanton.

Hotelprojekt in Waldstatt gestoppt


Appenzellerzeitung vom 3. Juni

WALDSTATT. Die Weiterentwicklung des geplanten Viersterne-Hotels in Waldstatt ist gestoppt. Die Projektgruppe ist gemeinsam mit dem Gemeindepräsidenten zum Schluss gekommen, dass wenig Chancen auf eine Realisierung bestehen.

Seit 2010 will die IG Wellbeing & Health Resort im Kanton Appenzell Ausserrhoden ein Viersterne-Hotel bauen. Nach anfänglich drei Standorten - Trogen, Waldstatt und Gais - fokussierte sich die IG seit Anfang 2014 auf den Standort Badgüetli in Waldstatt. Auf zwei Parzellen hätte das erste Vollholz-Hotel der Schweiz entstehen sollen. "Ein wichtiger Leuchtturm für den Tourismus und ein Aushängeschild für den lokalen Holzbau", heisst es in einer Mitteilung der IG.

Wie es weiter in der Mitteilung heisst, seien seit einigen Monaten direkte Verhandlungen zwischen regionalen Investoren und den Eigentümern der Partelle gelaufen. Die Investoren wollten das Projekt rasch weiterentwickeln, der Grundeigentümer hat die Verhandlungen jedoch abgebrochen. "In einer gemeinsamen Einschätzung kommen der Gemeindepräsident von Waldstatt und die IG zum Schluss, dass aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit dem Grundeigentümer keine tragbare Einigung erzielt werden kann", heisst es weiter.

Für den Bau des Hotels wären Investitionen von rund 40 Millionen Franken getätigt worden, heisst es. Eine Machbarkeitsstudie habe dem Konzept gute Erfolgsaussichten bestätigt. Die IG sei bereit, die Arbeiten wieder aufzunehmen, falls ein konkretes und geeignetes Angebot vorliege. (pd/rr)