Der Wald wird lichter und jünger

Förster René Baumann (links) und Beat Fritsche vom Oberforstamt bei der Besichtigung des Holzschlags. (Bild: maj)


Appenzeller Zeitung vom 15. Dezember

WALDSTATT. Seit dem 30. November ist das Teilstück Mooshalde–Felsenegg der Kantonsstrasse in Waldstatt gesperrt. Grund dafür ist ein Holzschlag an der Mooshalde. Um den Wald zu verjüngen, werden alte und kranke Bäume gefällt.

MARCEL JUD

Es ist höchste Zeit, dass im Wald an der Mooshalde ein Holzschlag durchgeführt wird. «Es war fünf vor zwölf. Hätte man noch länger zugewartet, wären die hängenden und faulenden Bäume zu einer echten Gefahr für Strasse und Bahn geworden», sagt René Baumann, Revierförster für die Gemeinden Waldstatt, Schönengrund und Schwellbrunn. Beat Fritsche vom kantonalen Oberforstamt bestätigt dies: «Mit dem Holzschlag haben wir eine jahrzehntealte Pendenz erledigt.» Aufgrund der Bestandesdichte und des Alters der Bäume sei die Stabilität zunehmend zu einem Problem geworden.

Die lange Verzögerung erklärt Fritsche mit der schwierigen Erschliessung des Waldes. Es führt weder eine Strasse noch ein Weg ins Dickicht. Unterhalb der Waldgrenze verlaufen ein Trassee der Appenzeller Bahn und eine stark befahrene Kantonsstrasse. Deshalb ist auch das Teilstück Mooshalde–Felsenegg der Kantonsstrasse seit dem 30. November für den Fahrverkehr werktags gesperrt.

Keine Kostendeckung möglich
Ein weiterer Grund für die Verzögerung des Holzschlags waren die Kosten. «Die drei Besitzer, auf deren Parzellen wir den Holzschlag durchführen, hätten diesen nie aus eigener Kraft finanzieren können», sagt Beat Fritsche. Aufgrund des schlechten Zustandes vieler gefällter Bäume und der anspruchsvollen Holzbringung mittels Seilkran lässt sich das Holz nicht kostendeckend verkaufen.

Deshalb springen Kanton und Bund ein: «Da es sich hier um einen Schutzwald handelt und er an eine Kantonsstrasse grenzt, leisten Kanton und Bund eine Defizitgarantie für diesen Holzschlag», sagt Fritsche. Planung und Umsetzung erfolgen durch das Forstamt Schwellbrunn unter der Leitung von René Baumann.

Eine Seilbahn für Bäume
Dies war keine leichte Aufgabe für den Revierförster und sein Team. Zum einen stellte die Dichte des Waldes eine Herausforderung dar: «An manchen Stellen war es stockdunkel», erinnert sich René Baumann. Auch die Hanglage und die fehlende Strassenerschliessung erschwerten die Arbeit der Förster.

Für den Abtransport wurde deshalb eine externe Firma mit der Errichtung einer Seilbahn beauftragt, für die man im oberen Waldteil eine Schneise schlug. Diese Lösung sei auch bodenschonender und ungefährlicher als ein Bodenzug, erklärt Baumann.

Nebst dem Zugang und Abtransport mussten weitere Faktoren beachtet und miteinander in Einklang gebracht werden. So versuchten die Forstarbeiter, beim Fällen der alten und faulen Bäume so wenig stabile und junge Bäume wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen. Um dem Ideal eines sogenannt stufigen Waldes näherzukommen, versuchten sie auch, eine gute Mischung neuer und älterer Bäume zu erreichen. Bei einer guten Altersdurchmischung rückt für jeden gefällten alten Baum ein jüngerer nach. Bei den Baumarten wurde ebenfalls versucht, eine Mischung von Buchen, Tannen und weiteren Laubholzarten zu erreichen. Da sie auf dem Holzmarkt den grössten Gewinn abwerfen, wurden früher vor allem Rottannen angepflanzt. «Für diesen Standort sind aber Weisstannen geeigneter, da sie besser wurzeln und damit stabiler sind», sagt René Baumann.

Rottannen seien zudem anfälliger für Borkenkäfer. Die Schädlinge waren auch der Grund, weshalb, wenn immer möglich, Bäume belassen wurden, auf denen Spechte nisten. «Spechte sind der beste und natürlichste Schutze gegen Borkenkäfer», erklärt Baumann.

Freie Durchfahrt ab Freitag
Nicht zuletzt spielte auch die Ästhetik eine gewisse Rolle. «Das Bild des zusammenhängenden Waldes sollte soweit möglich erhalten bleiben», sagt Beat Fritsche. Vom Gelingen dieses Vorhabens können sich Autofahrer bald selbst ein Bild machen. Das gesperrte Teilstück der Kantonsstrasse ist spätestens ab Freitag wieder für den Verkehr freigegeben.

Damit liegen René Baumann und sein Team auf den Tag genau im geplanten Zeitrahmen. Dies hätten sie vor allem den guten Wetterbedingungen der letzten Wochen zu verdanken, sagt Baumann. Im Frühling würden sie dann punktuell einige Weisstannen und Laubbäume pflanzen. Bis dahin kümmert sich Baumann um den Verkauf des durch den Holzschlag gewonnenen Holzes.