Schulzimmer werden umgebaut

Der Oberstufenschüler Chris River ist der diesjährige Gidio-Pfarrer von Waldstatt. (Bild: MIC)


Appenzeller Zeitung vom 25. Februar 2017

WALDSTATT ⋅ Ein Informationsabend für Eltern und Interessierte zeigte auf, wie und mit welchen Massnahmen die Oberstufe im Dorf erhalten werden kann. Die Neuerungen werden auf das kommende Schuljahr eingeführt.

Hans Ulrich Gantenbein
An einer von rund 80 Personen besuchten Veranstaltung im «Bad Säntisblick»-Saal informierten die Schulverantwortlichen, wie die Oberstufe Waldstatt in die Zukunft geführt werden soll. Projektleiter Menno Huber und Schulleiterin Vreni Kölbener zeigten die künftigen Veränderungen auf. Unterstützt wurden die beiden durch Schulpräsidentin Gabriela Hüppi und Gemeindepräsident Andreas Gantenbein.

Vorgaben des Kantons sowie abnehmende und stark schwankende Schülerzahlen führten dazu, dass sich die Schulbehörde Waldstatt darüber Gedanken machen musste, wie eine eigene Oberstufe zu führen ist. Das neue Oberstufenmodell entwickelten die Lehrpersonen zusammen mit der Schulleitung unter der Leitung von Menno Huber aus Seuzach ZH, dem beigezogenen externen Organisationsberater.

Gemeindepräsident Andreas Gantenbein verwies auf die Bedeutung einer eigenen Schule im Dorf. Dies sei, neben zahlreichen anderen Faktoren, für mögliche Neuzuzüger von grosser Bedeutung. Er stelle fest, dass die verkehrstechnische Lage einer Wohngemeinde (und damit der Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel), ein intaktes Vereinsleben (zur Förderung der Integration), speziell aber ein Schulbetrieb mit allen drei Schulzyklen von grösster Bedeutung bei der Wahl einer Wohngemeinde seien. Erst später komme die Frage nach der Steuerbelastung. Aus diesen Erfahrung sei es für den Gemeinderat von grosser Bedeutung, dass man auch künftig eine vollwertige Schule betreibe.

Gabriela Hüppi, Präsidentin der Kommission Bildung, führte aus, dass der Aufwand pro Schüler finanzierbar, aber auch die Qualität der Schule in Waldstatt gesichert sein müssten. Zudem stehe an oberster Stelle, dass jeder Schulabgänger eine passende Anschlusslösung finden könne. Um dieses Ziel zu erreichen, setzten sich Schulleitung und Lehrkörper intensiv mit verschiedenen Fragen auseinander. Als zentrale Aussage resultierte, dass die Oberstufe Waldstatt künftig in drei Jahrgangsklassen geführt werden solle. Das bewährte Kurssystem bleibt altersdurchmischt in ähnlicher Form bestehen.

Im Unterricht werden die Jugendlichen ab Schuljahr 2017/18 in ihrer Klasse gemeinsam unterrichtet. In vier Fächern (Deutsch, Mathematik, Französisch und Englisch) werden zwei Niveaus angeboten. Die Lehrpersonen werden den Unterricht mit Blick auf die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten gestalten und sollen auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen. Die Aufteilung auf drei Stärkestufen ist wegen der geringen Zahl von Schülern nicht vorgesehen.

Lernraum mit 60 Arbeitsplätzen
Der Entscheid der Schulbehörden, an der Oberstufe festzuhalten und drei Jahrgangsklassen unter den Vorgaben des Lehrplanes AR zu führen, hat zur Folge, dass im Oberstufenschulhaus zwei separate Schulräume zu einem sogenannten Lernraum mit ungefähr 60 Arbeitsplätzen (für jeden Schüler/jede Schülerin einen persönlichen Platz) zusammengelegt werden. Wohl werden dafür keine Wände herausgerissen, doch immerhin sollen bereits in den Frühlingsferien fensterartige Durchbrüche geschaffen werden. In den Lektionen im Lernraum werden die Jugendlichen von Lehrpersonen begleitet und in ihrem Lernprozess unterstützt.

In der anschliessenden Gruppendiskussion stellte eine Gruppe fest, dass der Lehrplan zu sprachlastig sei und handwerkliche und technische Fächer vernachlässigt würden. Bedenken wurden auch dahingehend geäussert, ob – und vor allem wie – die Betreuung des einzelnen Kindes in einem Raum mit 60 Arbeitsplätzen gewährleistet werden könne. Andere stellten fest, dass beim gewählten System die Anforderungen an die Lehrerschaft sehr hoch sein würden und Flexibilität erfordere. Dennoch überzeugte das neue Modell. Positiv vermerkt wurde, dass auf das altersdurchmischte Schulsystem verzichtet wird. Das neue «Oberstufenmodell Waldstatt» wird zusammen mit dem Lehrplan AR bereits auf das kommende Schuljahr eingeführt.