Sicherheitsnetze können Leben retten

Holzvisiere an der Hundwilertobelbrücke deuten eine vom Kanton geplante Suizidprävention an. Netze sind gemäss Studien eine wirksame Art, um Suizidversuchen vorzubeugen. (Alessia Pagani)


Appenzeller Zeitung vom 27. September

Der Kanton Appenzell Ausserrhoden will an der Hundwilertobelbrücke Absturznetze anbringen. Diese sollen es Personen erschweren, sich in die Tiefe zu stürzen.

ALESSIA PAGANI

Die Hundwilertobelbrücke soll mit einer Suizidprävention versehen werden. Bereits jetzt ist das Projekt an der Brücke ausgesteckt. Geplant ist das Anbringen eines vertikalen Sicherungsnetzes, wie Georg Amstutz, Leiter des Kommunikationsdienstes des Kantons Appenzell Ausserrhoden, mitteilt. Die Pläne sind noch bis 25. Oktober in den Gemeindekanzleien Waldstatt und Hundwil öffentlich aufgelegt. Die Kosten belaufen sich auf rund 800 000 Franken zu Lasten der Strassenrechnung. Mit der Montage soll im kommenden Jahr begonnen werden.

Rate in der Schweiz im Vergleich hoch

Eine Studie des Bundesamtes für Strassen hat ergeben: Zwischen 1990 und 2010 haben sich in Appenzell Ausserrhoden 41 Personen durch Brückenstürze das Leben genommen. In Innerrhoden waren es im selben Zeitraum vier. Suizid durch Sturz in die Tiefe stellte 2015 in Ausserrhoden mit zwei Fällen die dritthäufigste Suizidmethode dar. Die Rate der Suizide durch Sprung in die Tiefe ist in der ganzen Schweiz, im internationalen Vergleich, hoch.

Möglichkeiten eingrenzen und so Leben retten

«Studien haben gezeigt, dass gewisse Sicherungsmassnahmen zur Reduktion von Suiziden führen», sagt Nicole Zeiter, Geschäftsführerin der Dargebotenen Hand Ostschweiz und Fürstentum Liechtenstein. Sie beruft sich auf Studien aus dem englischen Sprachraum. «Wenn die Möglichkeit durch physische Barrieren eingegrenzt wird, reduziert das die Versuche», so Zeiter. Am wirksamsten seien Netze oder die Intervention durch Dritte. Eine Langzeitstudie an der Golden Gate Bridge in Los Angeles 1978 hat ergeben: Von 515 Personen, die durch andere vom Sprung abgehalten wurden, haben in den folgenden 26 Jahren nur 4,8 Prozent Suizid begangen. Zeiter: «Interventionen können Leben retten.»