Rollend zum dritten Titel

Kein Altersbonus: Natalie Roth und Chiara Lenzo müssen sich im Rhönrad-Paarturnen gegen teils doppelt so alte Konkurrentinnen durchsetzen. (Bild: mge)


Appenzellerzeitung vom 29. März

Zweifache Schweizer Meisterinnen im Rhönrad-Paarturnen sind sie bereits: Nun wollen Natalie Roth und Chiara Lenzo den Titel zum drittenmal nach Waldstatt holen. Doch dieses Jahr treffen sie auf die erfahrenen Aktiven.

MICHAEL GENOVA

RHÖNRAD. Das Rhönrad rollt zur Filmmusik aus Hollywood durch die Mehrzweckhalle von Waldstatt. Im Rad hängen zwei Turnerinnen: Mal ist Chiara Lenzo oben, mal Natalie Roth. Gerade noch waren die beiden am einen Ende der Halle, schon sind sie auf der anderen Seite angelangt. Die Handgriffe der Schülerinnen sitzen – das müssen sie auch. Denn am kommenden Sonntag wollen die beiden in Münchwilen ihren Schweizer-MeisterTitel im Rhönrad-Paarturnen verteidigen.

Erfahrene Konkurrentinnen
Natalie Roth ist zwölf Jahre alt, Chiara dreizehn, beide besuchen die Sekundarschule in Waldstatt. Zum ersten Mal gewannen sie den Meistertitel 2014 in der Kategorie Schülerinnen, und im vergangenen Jahr setzten sie sich gegen die Konkurrenz in der Kategorie Jugend durch. Am Wochenende werden sie gegen teils doppelt so alte Turnerinnen antreten, weil alle Kategorien im Paarturnen zusammengelegt wurden. Das erhöht den Druck, denn einen Altersbonus gibt es nicht. Für Natalie Roth ist denn auch klar: «Wir wollen an den Schweizer Meisterschaften die Grossen schlagen.» Aufgeregt seien sie schon. «Aber wir wollen Vollgas geben.»

Feilen bis zum letzten Moment
In den vergangenen drei Monaten haben die Schülerinnen intensiv an ihrer Choreographie gearbeitet. Bei den Hauptteilen unterstützte sie Stefan Roth, der Leiter der Geräteriege (Getu) Waldstatt. An den Details feilten sie mit ihren Leiterinnen Michelle Ammann und Larissa Müller. Dabei kamen auch Videoanalysen zum Einsatz. «So sieht man schnell, wenn ein Bein nicht ganz gestreckt ist», sagt Chiara Lenzo. In den Tagen vor dem Wettkampf in Münchwilen absolvieren die Schülerinnen nur noch kurze Zusatztrainings und gehen den Ablauf jeweils drei- bis viermal durch.

Ein Rad aus Bayern
Für Aussenstehende mutet das Rhönrad nur schon wegen seines Namens exotisch an. Es besteht aus zwei Reifen, die durch Sprossen verbunden sind. Die Räder haben einen Durchmesser von 130 bis 245 Zentimeter und wiegen zwischen 40 und 60 Kilogramm. Erfunden hat das Rhönrad der Deutsche Otto Feick, der seine Idee 1925 in Schönau an der Brend in der bayrischen Rhön zum Patent anmeldete. Heute gibt es in der Schweiz rund 20 Vereine, welche diesen Sport ausüben. Die Waldstätter Geräteturner begannen vor 16 Jahren, mit dem Rhönrad zu trainieren.

Seit seiner Einführung erfreue sich das Rhönrad in der Getu Waldstatt grosser Beliebtheit, sagt Leiter Stefan Roth. Das Geräteturnen, das viele Mitglieder von klein auf übten, sei eine optimale Vorbereitung auf die Arbeit mit dem Rhönrad. Für die zweifachen Schweizer Meisterinnen geht vom Rhönrad eine besondere Anziehung aus. «Es ist nicht wie ein Trampolin, das Rhönrad bewegt sich mit einem mit», sagt Natalie Roth. Und ihre Partnerin Chiara Lenzo findet: «Wenn ich eine Übung mit dem Rad zum ersten Mal ohne Fehler schaffe, ist das immer ein besonders Gefühl.»


Getu Waldstatt organisiert
Am kommenden Sonntag, 3. April, finden in Münchwilen die Schweizer Meisterschaften im Rhönradturnen statt. Dieses Jahr hat die Getu Waldstatt unter der Leitung von Stefan Roth und Larissa Müller den Anlass organisiert. Die Wettkämpfe finden bereits zum drittenmal auf dem Parkettboden der Waldegghalle statt. (mge)