Wie Quellwasser ohne Chemie zu Trinkwasser wird


Ernst Bischofberger, Präsident der Dorferkorporation Waldstatt, mit Ingenieur Kurt Haas und Geologe Roland Brunner. (Bild: rf)

Appenzeller Zeitung vom 1. September

ROGER FUCHS

WALDSTATT. Bei einem Tag der offenen Tür konnten sich Interessierte am Samstagmorgen ein Bild von der neuen Wasseraufbereitungsanlage Waldstatt machen. Zu finden ist diese etwas ausserhalb des Dorfes im Gebiet Kernenmühle. Von aussen könnte das mit Holz eingekleidete Häuschen auch dem dort ansässigen Landwirtschaftsbetrieb zugeordnet werden. Doch was sich darin und auch darunter im Boden verbirgt, lässt staunen.

Seit April 2014 verfügt die Ortskorporation Waldstatt über ein hochmodernes Trinkwasseraufbereitungssystem. Im Gegensatz zur früheren Aufbereitung setzt die neue Technologie auf ein rein mechanisches System. Kurt Haas vom Ingenieurbüro Bau Haas AG in Abtwil, welches die Anlage konzipiert hat, erklärt: «Bis im April ist das Quellwasser mit Chlor entkeimt worden. Neu passiert das Rohwasser einen hochfeinen Filter. Bakterien und Viren bleiben darin hängen.» Von Zeit zu Zeit würden sich die vier Filterelemente selbst reinigen. Dies geschehe mittels Rückspülung.

Waldstatt gehört zu den Ersten
Wie Ernst Bischofberger, Präsident der Dorferkorporation Waldstatt, ergänzt, sind derzeit schweizweit rund 75 Anlagen in Betrieb, die ebenfalls das Wasser mittels Mikrofiltration aufbereiten. Zum Vergleich: Vor drei Jahren habe man in der Schweiz erst 45 solche Anlagen gezählt. Bischofberger selbst ist an der Expo02 zum ersten Mal auf diese Technik aufmerksam geworden.

Im Boden unter den Filtern finden sich wie bis anhin zwei 75 Kubikmeter grosse Wasserbecken. In einem wird das Rohwasser gesammelt, im anderen das gesäuberte Trinkwasser. Waldstatt verfügt über zwei Quellgebiete, aus denen das Wasser zufliesst: das Quellgebiet Trückli und das Quellgebiet Hinterberg.

Keine Anlaufschwierigkeiten
Insgesamt 750 000 Franken sind in die neue Wasseraufbereitungsanlage investiert worden, 450 000 Franken davon in die Technik. Ernst Bischofberger zeigt sich mit der Investition zufrieden. Obschon es sich um eine neue Technologie handle, habe man keine Anlaufschwierigkeiten gehabt. Während er selbst beim Trinkwasser keinen Unterschied schmeckt, hätte er doch schon zweimal die Rückmeldung erhalten, dass das Wasser «anders» sei. Bischofberger vermutet hinter diesen Rückmeldungen Menschen, die womöglich auf das Chlor reagiert hätten.

In kleinen Gruppen begeben sich Interessierte am Tag der offenen Tür hinein in die Welt der Wasseraufbereitung. Die für die Anlage zuständigen Wasserwarte hingegen sind nur noch selten vor Ort. Wasserwart Josef Brunner zückt sein Natel und zeigt, wie er bei einem Alarm direkt mittels SMS informiert wird.