Mit Genauigkeit zum Erfolg


Appenzeller Zeitung vom 7. Februar 2014

Nach der Qualifikation für die EM der Zimmerleute machte sich Adrian Tanner unverzüglich an die Vorbereitungen. Das Ziel des Waldstätters ist klar: Er möchte in Grenoble der beste Schweizer Teilnehmer werden. MARTIN BRUNNER

WALDSTATT. Wenn sich der fast 20jährige Adrian Tanner an die Arbeit mit seinem Holz macht, so wird aus dem fröhlich erzählenden Privat- ein ernster und konzentrierter Berufsmann. Der Zimmermann klemmt das Kantholz in den Schraubstock und sägt dann vorsichtig die notwendigen Einschnitte. Fehler kann er sich keine erlauben, denn das hätte Auswirkungen auf das gesamte Modell des Dachstuhls, das er konstruiert.

Bester Schweizer werden
Eine seriöse Vorbereitung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Europameisterschaft der Zimmerleute in Grenoble. Der Waldstätter weiss, dass die Konkurrenz nicht nur aus der Schweiz gross ist. Auch in anderen Ländern gibt es hervorragend ausgebildete Berufskollegen. Trotzdem hat er sich zum Ziel gesetzt, der beste Schweizer Teilnehmer zu werden. «Ich würde gerne an der WM in Brasilien teilnehmen», sagt er.

Zur Teilnahme motiviert
Adrian Tanner hat erst im letzten Sommer seine Lehre beendet. Als Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung besuchte er einen Schifterkurs, um noch mehr über seinen Beruf zu erfahren. «Dort hatte ich zusammen mit anderen Zimmermannen die Möglichkeit, mich für weitere Kurse zu melden», erzählt er. Tanner stellte bald fest, dass die Pläne viel komplizierter wurden als bisher, die Modelle der Dachstühle Ecken und Kanten aufwiesen, die er bisher nicht konstruieren musste. Nicht wenig Einfluss auf seine Entscheidung hatte aber auch Hansjörg Rechsteiner, der technische Leiter in seinem Schwingclub, wo Tanner regelmässig trainiert. Dieser wurde einmal Weltmeister der Zimmerleute. «Sein Vorbild reizte mich, ebenfalls zu zeigen, was ich kann. Wichtig war aber auch meine Freude an diesem Beruf.»

Stärken und Schwächen
Zurzeit steckt Adrian Tanner mitten in den Vorbereitungen auf die EM. Dabei nennt er das «Aufreissen», das Übertragen vom Plan auf die Platte, als Stärke. «Genau zu arbeiten, ist enorm wichtig», sagt er. Es ist hilfreich beim Studieren der Pläne, beim Aufzeichnen auf die Platte, beim Sägen und Zusammenfügen der Kanthölzer usw. «Dann bereitet mir das räumliche Vorstellungsvermögen keine Probleme. Ich muss auch komplizierteste Dachstühle genau vor mir sehen.» Hilfreich könnte ihm auch sein, dass er erblich positiv vorbelastet ist. Sein Grossvater Werner Zellweger war ein bekannter Zimmermann. Noch üben wird Tanner in nächster Zeit bei der Zeiteinteilung. «Beim Aufreissen auf die Platte bin ich zwar recht schnell», sagt er. «Trotzdem möchte ich das Zeitmanagement noch besser in den Griff bekommen.»

Übungsdauer anpassen
Als weitere Vorbereitung auf die EM hat Adrian Tanner seinen Übungsrhythmus umgestellt. Da er in Grenoble in drei Tagen 22 Stunden zur Verfügung hat, versucht er, sich möglichst an diese Bedingung anzupassen. «Das bedeutet, dass ich nicht mehr drei bis vier Stunden, sondern länger an einem Stück arbeite.» Das kann er bis am 10. März recht gut einteilen, denn sein Arbeitgeber (Mettler Holzbau, Schwellbrunn) zeigt grosses Verständnis für sein Vorhaben. «Dann aber muss ich in die Rekrutenschule einrücken. Aber vielleicht ist das nicht schlecht, damit ich mich zwischendurch auch auf anderes konzentrieren kann.» Etwas zu kurz kommen werden seine Hobbies. Adrian Tanner macht begeistert beim Turnverein Waldstatt mit, schwingt und möchte auch ab und zu mit Kollegen in den Ausgang.