Kürzere Route wegen Gugge


Feuerwehrkommandant Beat Huber zeigt in Richtung Mooshalde-Felsenegg, wo der Gidio-Umzug in diesem Jahr nicht hinführt. (Bild: rf)

Appenzeller Zeitung vom 5. März

Der heutige Gidio-Umzug in Waldstatt fällt erheblich kürzer aus als in früheren Jahren. Dies ärgert den Feuerwehrkommandanten. Ausgelöst hat die Routenänderung die Waldstätter Gugge.

ROGER FUCHS

WALDSTATT. Tränen und schlaflose Nächte hat die diesjährige Gidiopfarrerin Melanie Frischknecht hinter sich. Nicht etwa, weil sie dermassen um Gidio Hosenstoss trauert, sondern weil sie den Eindruck hat, das halbe Dorf würde ihr die Schuld an der in diesem Jahr kürzer ausfallenden Gidio-Umzugsroute geben, erzählt die Mutter. Doch diese Idee sei nicht von ihr gekommen, sondern von der Guggenmusig Mehrzweckblaari.

Einer, der sich besonders über die neue, kürzere Route ärgert, ist der Waldstätter Feuerwehrkommandant Beat Huber. In einem Schreiben zuhanden der Appenzeller Zeitung fragt er, wer die Kompetenz habe, solche Entscheide zu fällen? Die Bewohner im nicht mehr besuchten Quartier Hof-Mooshalde-Felsenegg seien doch auch Waldstätter, sagt er. Wie er von der Mutter der Gidiopfarrerin erfahren hat, war die bisherige Route offenbar den Waldstätter Guggern zu anstrengend. Unverständlich für Huber. In Köln, wo die Gugger über das vergangene Wochenende gewesen seien, hätten sie mehrstündige Umzüge bestreiten können.

Zu schnell Ja gesagt
Mittendrin im ganzen Geschehen steckt die 14-jährige Gidiopfarrerin Melanie Frischknecht. Sie hat die Begründung der Gugge in der Tat so verstanden, dass diesen die bisherige Route zu beschwerlich gewesen sei. Zudem sei ihr gesagt worden, dass es für die Gugge immer schwieriger würde, Leute zu finden, die am Gidio-Tag frei machten. Melanie Frischknecht leuchteten die Argumente ein. Und so habe sie in ihrer Kompetenz als Gidiopfarrerin, ohne weiter zu überlegen, zur Routenänderung Ja gesagt. «Im nachhinein finde ich es auch schade.» Als Alternative zum wegfallenden Quartier hätte sie den Guggern vorgeschlagen, den Umzug doch in Richtung Altersheim zu verlängern. Dort wäre das Terrain flach gewesen. «Das wollte die Guggenmusig aber auch nicht», sagt Melanie Frischknecht.

Wenig Zuschauer
Bei der Gugge will man nichts wissen davon, dass ihnen die bisherige Route zu anstrengend gewesen sei. Aktuarin Caroline Gantenbein, die auch mit der Gidiopfarrerin in Kontakt war, hält allerdings fest, dass beim Umzug viele kleine Kinder mitlaufen würden, und für diese sei die bisherige Route durchaus streng gewesen. «Zudem standen im Gebiet Mooshalde immer nur wenige Leute am Strassenrand, was nicht sehr attraktiv ist», sagt Gantenbein. Stünden die Leute jedoch in konzentrierter Form beisammen, sei es für die Umzugsteilnehmer wesentlich dankbarer. Dass seitens der Guggenmusik als Alternative zur Mooshalde eine Ausdehnung in Richtung Altersheim abgelehnt wurde, begründet Caroline Gantenbein mit dem Hinweis, dass es das Ziel der Gugge gewesen sei, den Umzug kürzer zu gestalten.

Gugge kommt gern
Feuerwehrkommandant Beat Huber, der 1986 selbst als Gidiopfarrer amtete, glaubt, dass mit der Veränderung und Verkürzung der Route der Brauch des Gidio grundsätzlich gefährdet sein könnte. Einmal Geändertes wieder rückgängig zu machen, dürfte schwierig werden. Solche Entwicklungen fände er schade, weil unzählige Leute sich engagierten – und das unentgeltlich. Caroline Gantenbein von den Mehrzweckblaari entgegnet: «Auch wir kommen gern an den Gidioumzug und wollen diesen Brauch weiterhin unterstützen.» Mit Ausnahme von drei bis vier Personen sei auch in diesem Jahr die Guggenmusig komplett anwesend. Mit dem Vorstoss zur Anpassung der Route sei es ihnen einzig darum gegangen, diese attraktiver zu gestalten.