Kein Lädelisterben in Sicht


Beim Waldstätter Gewerbe herrscht alles andere als Friedhofsstimmung. Die Eigentümerin der Gärtnerei Viola, Esther Nufer, mit Sohn Nevio. (Bild: ker)

Appenzeller Zeitung vom 1. November 2014

WALDSTATT. Während Gemeinden wie Bühler Ladenschliessungen zu beklagen haben, blüht an anderen Orten das Gewerbe. In Waldstatt haben fast alle Läden eine Nachfolge gefunden.
KARIN ERNI

Zwei Coiffeure, eine Drogerie und sogar ein Blumengeschäft: In Waldstatt ist nicht nur für den täglichen Bedarf gesorgt, auch Geschäfte für nicht ganz Alltägliches, wie etwa ein Kostümverleih, finden sich hier. Geführt werden die Betriebe sehr oft von jungen Berufsleuten. Ihre Motivationen, sich mit einem eigenen Laden selbständig zu machen, sind zwar unterschiedlich. In der Beurteilung der Situation sind sie sich aber einig: «In Waldstatt herrscht ein gutes Klima, und man berücksichtigt die dorfeigenen Läden beim Einkaufen.»

«Man schaut aufeinander»
Esther Nufer hat in diesem Sommer das Blumengeschäft Viola, das sie schon länger führte, gekauft. Hier beschäftigt sie zwei Mitarbeiterinnen. Für die junge Mutter ein idealer Zustand, so kann sie sich nach Bedarf um ihren Sohn Nevio kümmern oder ihn mit zur Arbeit nehmen. Auch in der Drogerie Waldstatt hat ein Wechsel stattgefunden. Seit dem 1. November ist Jasmin Keel aus Gais hier Geschäftsführerin. «Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt in Waldstatt», sagt die Absolventin der Höheren Fachschule für Drogisten. «Unsere Arbeit wird geschätzt. Das Dorf verfügt über ein sehr aktives Gewerbe.»

Martin Neff hat vor zweieinhalb Jahren die Winkfeld-Garage übernommen. «Hier schaut man aufeinander», sagt er, «aber man müsse auch flexibel und stets bereit sein, eine überdurchschnittliche Dienstleistung zu erbringen. Das sieht auch Giuseppina Tolino von Coiffure Enzo so. «Ich kam von St. Gallen nach Waldstatt zu Enzo. Vor sieben Jahren konnte ich den Salon von ihm übernehmen. Nun wohne ich auch direkt gegenüber von meinem Laden, weil es mir so gut gefällt. Sie freut sich schon auf die Gewerbeausstellung Ende November. «Über 30 Gewerbetreibende machen mit und präsentieren sich und ihr Geschäft», so die Coiffeuse.

Qualität muss sein
Ihre Nachfolge bereits geplant haben die Bäckersleute Gerig. Ihr Sohn Daniel wird in einigen Jahren den Betrieb übernehmen. Er führt zurzeit die Filiale in Urnäsch, wo sich auch die Produktion von glutenfreien Backwaren befindet. Erika Gerig ortet die günstige Verkehrslage von Waldstatt als Grund für den Erfolg vieler Geschäfte. «Wir machen einen grossen Teil des Umsatzes mit dem Durchgangsverkehr», sagt Erika Gerig. Dieser Meinung schliesst sich auch Peter Sturzenegger an. Der Metzger aus Schwellbrunn hat im Jahr 2011 die Metzgerei in Waldstatt als Filialbetrieb übernommen. Mittlerweile hat er in neue Maschinen investiert und seine Produktion komplett hierher verlegt. «Die Leute sind dankbar, dass sie alles für den täglichen Bedarf im Dorf einkaufen können, und berücksichtigen uns nach Möglichkeit.» Aber letztlich müsse immer auch die Qualität stimmen, ist er überzeugt.