Ein Verein bangt um seine Zukunft


Aktuell zählt die Musikgesellschaft Waldstatt 22 aktive Mitglieder. (Bild: Bilder: pd)

Appenzeller Zeitung vom 7. August

WALDSTATT. Die aktuellen Sparmassnahmen in Waldstatt treffen einen Verein besonders hart. Die Musikgesellschaft muss in den nächsten beiden Jahren auf den Gemeindebeitrag von je 3600 Franken verzichten. Das hat existenzielle Auswirkungen.

JULIA NEHMIZ

Sparmassnahmen der Gemeinde haben recht grosse Auswirkungen auf uns», sagt Walter Müller. Der Kassier der Musikgesellschaft Waldstatt bangt um die Existenz seines Vereins. «Seit 30 Jahren erhalten wir von der Gemeinde jedes Jahr denselben Beitrag, nie haben wir um eine Erhöhung gebeten, obwohl unsere Kosten laufend steigen.» Im Gegenteil, vor zwei Jahren sei der Gemeindebeitrag einfach um zehn Prozent auf 3600 Franken gekürzt worden.

Doch mit dem Gemeindebeitrag ist jetzt endgültig Schluss. Der Gemeinderat hat beschlossen, alle Beiträge an Vereine, die an keine Leistungsvereinbarung gebunden sind, für 2015 und 2016 zu streichen (siehe gestrige Ausgabe). Laut Gemeindepräsident Andreas Gantenbein betrifft dies die Musikgesellschaft, die Chorgemeinschaft und den Samariterverein. Zudem werden die Beiträge an die Bibliothek Herisau und den Walter Zoo Gossau gestrichen. Am härtesten trifft es die Musikgesellschaft, die bislang mit dem höchsten Beitrag unterstützt wurde.

Eine Frage der Gerechtigkeit
«Wir haben mit keinem Verein eine Leistungsvereinbarung», konkretisiert Andreas Gantenbein. Diese bestünden nur mit Organisationen wie beispielsweise Pro Juventute oder der Ausserrhoder Kulturstiftung. Für fast alle Waldstätter Vereine ändere sich trotz Sparpaket nichts. Einzig der jährliche Zustupf für die oben genannten Vereine entfalle künftig.

Das ist für Gantenbein auch eine Frage der Gerechtigkeit: «Wir können nicht eine Handvoll Vereine unterstützen und alle anderen nicht.» Bei besonderen Anschaffungen oder Anlässen kann ein Verein ein Gesuch an den Gemeinderat stellen, welcher so einzelne zweckgebundene Beiträge sprechen könnte.

Bei der Musikgesellschaft Waldstatt hat man dafür wenig Verständnis. «Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren schon jeweils rund 4500 Franken mehr ausgegeben, als wir eingenommen haben», sagt Kassier Walter Müller. Das Vereinsvermögen schrumpfe. Wenn jetzt noch der Zustupf aus der Gemeindekasse wegfalle, sehe es sehr eng aus für den Verein. «Wir werden uns im Vorstand beraten und sicher einen Brief an den Gemeinderat schreiben.» Ob das etwas nütze, stehe aber in den Sternen. Als einziger Ausweg aus der Finanzmisere bliebe noch, Sponsoren aufzutreiben. Beraten kann sich der Verein allerdings erst nächste Woche, noch weilen einige Mitglieder in den Ferien. Auch das ein Punkt, der Müller ärgert: «Es wurden keine Gespräche im Vorfeld geführt, und dann werden wir in den Ferien vor vollendete Tatsachen gestellt.»

Teures Notenmaterial
Wieso braucht eine Musikgesellschaft so viel Geld? Walter Müller zählt auf: Den grössten Posten macht der Lohn des Dirigenten mit rund 7000 Franken pro Jahr. 3000 Franken gehen jährlich für Notenmaterial drauf. Zudem kommen Kosten für Unterhalt und Anschaffung der Instrumente sowie für Uniformänderungen, Versicherungskosten und Beiträge an den kantonalen und eidgenössischen Verband. Zudem müsse man für die Lokalmiete einen Unkostenbeitrag an die Gemeinde zahlen. «Früher bekamen wir die Räumlichkeiten gratis, um unsere Veranstaltungen durchzuführen.»

Neuer Dirigent gesucht
Auch plagt den Kassier die Sorge, einen neuen Dirigenten zu finden. Der bisherige hat seinen Rücktritt eingereicht. «Es ist eh schon schwierig, einen Dirigenten zu finden. Aber wenn man so wie wir nur wenig zahlen kann, ist es fast unmöglich.»

«Ich denke, dass die Vereine trotz der Kürzungen weiterhin bestehen bleiben», sagt Gemeindepräsident Andreas Gantenbein. Kassier Walter Müller meint, ein Ende der Musikgesellschaft sei nicht auszuschliessen.