die Schönwetterfrau


Die Badi Waldstatt ist während der kommenden Monate der Arbeitsort von Rösli Brunner. (Bild: ker)

Appenzeller Zeitung vom 10. Mai

Seit 22 Jahren führt Rösli Brunner im Freibad Waldstatt das Restaurant mit Kiosk. Als ausgebildete Bademeisterin könnte sie im Ernstfall auch Leben retten.

KARIN ERNI

WALDSTATT. «Schwimmbad geheizt», steht auf der blau-weissen Tafel am Ortseingang von Waldstatt. In Anbetracht der bevorstehenden Eisheiligen bietet dieser Umstand verlockende Aussichten auf ein erstes Bad unter freiem Himmel.

Beheizt mit Fernwärme
Die Badi Waldstatt liegt etwas versteckt hinter dem gemeindeeigenen Mehrzweckgebäude, idyllisch eingebettet in eine Geländemulde. Für die angenehmen Badetemperaturen sorgt die Abwärme der benachbarten Firma Wagner Spritzguss. Diese liefert der Badi das warme Wasser kostenlos. Hauptanziehungspunkt bildet neben dem 33-Meter-Becken das kleine Selbstbedienungsrestaurant. Es wird seit 22 Jahren von Rösli Brunner geführt. Die Frau des technischen Betriebsleiters der Gemeinde Waldstatt, Josef Brunner, bewältigt den Job in einem 50-Prozent-Pensum. Zur Seite stehen ihr fünf «Schönwetterfrauen», wie Rösli Brunner sie nennt. Wobei «Frauen» nicht mehr richtig ist, denn diese Saison wird erstmals ein Mann mit im Team sein.

Mehr als Hunger stillen
Alle Mitarbeitenden des Schwimmbades verfügen über die offizielle Bademeisterausbildung, damit sie in allen Bereichen eingesetzt werden können. Einer Person obliegt die Badeaufsicht, zwei betreuen Kasse und Kiosk. Musste sie selber schon einmal einen Rettungseinsatz leisten? «Nein. Zum Glück hatten wir in all den Jahren nie einen ernsthaften Zwischenfall im Wasser.» Meistens beschränke sich ihr Einsatz auf das Verarzten von Bagatellen wie Bienenstiche oder andere «Bobos». In den vergangenen Jahren habe sich einiges verändert. «Die Leute konsumieren heute mehr», stellt Brunner fest. Sie kann dies mit konkreten Zahlen belegen: «Während sich die Anzahl Eintritte verdoppelt hat, ist der Umsatz des Restaurants um das Dreifache gewachsen.»

500 Kilo Pommes frites
«Am Anfang hatten wir nur ein einfaches Kioskangebot», so die 60-Jährige. Nach und nach seinen weitere Angebote wie Salatteller oder Pommes frites dazugekommen. Letztere seien der absolute Renner. «500 Kilo Pommes frites habe ich im letzten Sommer bestellt», resümiert sie nach Durchsicht ihrer Unterlagen. Das Restaurant wird im Sommer auch oft von Nichtbadenden besucht. Mitarbeitende der umliegenden Betriebe nutzen das Badirestaurant gerne, wenn die anderen Restaurants im Dorf Sommerpause haben. Sie sind willkommene Gäste. Weil das Restaurant der Gemeinde gehört, kommen die Einnahmen dieser zugute. «Jeder Kaffee hilft, die Betriebskosten des Schwimmbades zu decken», freut sich Rösli Brunner.

Auf die Frage, was sie sich wünschen würde, meint sie: «Schön wäre ein Witterungsschutz über dem Restaurant.» Oft komme es nämlich vor, dass die Gäste die Badi bei einem Regenguss fluchtartig verliessen. Dabei könnte man vielfach nach kurzem Unterstehen wieder weiterbaden.

Das Schwimmbad Waldstatt ist ab 10. Mai bis Mitte September täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet, in der Hauptsaison von 9 bis 21 Uhr.