Waldstätter haben den Dreh raus



Manche trauen sich zu zweit ins Rhönrad.

Appenzellerzeitung vom 26. November 2013

Das Rhönrad spielt für die Geräteriege Waldstatt eine wichtige Rolle, holt sie die Medaillen doch vor allem in dieser Disziplin. Leiterin Priska Roth gewährt einen Einblick in die Welt der Exoten unter den Geräteturnern.
ROMAN HERTLER

RHÖNRAD. Beim Eintreten in die Turnhalle der Schule in Waldstatt wirkt erstmal alles recht chaotisch. Durch den ganzen Raum drehen sich die Rhönräder. In, am und auf den 70 Kilogramm Stahl zeigen ein gutes Dutzend Mädchen und junge Frauen sowie ein Knabe ihr akrobatisches Können. Das Hin und Her und das scheinbare Durcheinander erinnern eher an die Welt des Zirkus, denn an eine geordnete Turnlektion in deutscher Tradition. Das Rhönrad stammt aus der Rhön, einem Mittelgebirge in Bayern, ist also deutschen Ursprungs wie die Turnbewegung insgesamt. Doch das Rhönrad, manchmal auch «Hamsterrad» genannt, erreichte im Geräteturnen nie denselben Stellenwert wie die anderen Geräte.

Ausprobiert und gleich begeistert
In der Geräteriege Waldstatt ist das anders. Vor 13 Jahren besuchten Priska Roth und ihr Ehemann Stefan einen Rhönradkurs. «Wir wollten einfach mal ausprobieren, wie das so ist, und es hat uns sofort begeistert», erzählt Priska Roth. Sie hätten damals ein paar Rhönräder gemietet, um zu schauen, ob die Jugendlichen in der Geräteriege auch Freude daran bekommen. «Wir brachten die Kinder kaum mehr aus der Halle», so Roth. Seither wird in Waldstatt regelmässig am Rhönrad trainiert. Und dies mit guten Erfolgen: In keiner anderen Disziplin verzeichnet die Waldstätter Geräteriege mehr Medaillen.

Freude am Bewegen
Das Training vom vergangenen Freitag hat deshalb chaotisch gewirkt, weil man normalerweise in der Mehrzweckhalle trainieren dürfe, so Priska Roth. Dort habe man genügend Platz. Doch wenn besondere Anlässe anstehen, kann es vorkommen, dass man in die Turnhalle der Schule ausweichen müsse. Die Trainingsstunde funktioniert trotzdem. Priska und Stefan Roth instruieren vor allem die Kleineren, während die jungen Damen aus den höheren Kategorien vieles selbständig üben. Sie sichern sich gegenseitig und geben sich Ratschläge, welche Bewegungsabläufe noch optimiert werden könnten. «Wir sind kein reiner Rhönradverein. Die meisten Turnerinnen und Turner der Geräteriege turnen auch die anderen Disziplinen», erklärt Priska Roth. «Das Training an anderen Geräten bringt Vorteile in bezug auf Körperbeherrschung und -spannung.»

Geturnt wird an Wettkämpfen in drei Disziplinen. Beim «Sprung» wird das Rad angeschoben, die Turnerin läuft dem Rad hinterher, steigt auf und lässt sich mit dem Schwung in die Luft heben. Beim Absprung werden dann Kunststücke wie Saltos und Schrauben vollführt. In der Teildisziplin «Gerade» befinden sich die Turner im sich drehenden Rad, entweder an den Füssen fixiert oder sich haltend in oder ausserhalb des Rades. In der Disziplin «Spirale» wird das seitlich liegende Rhönrad durch Wippbewegungen in eine Art kreisende Bewegung gebracht.

Das Rhönrad kommt aber nicht nur an Vereins- und Einzelwettkämpfen wie den Schweizer Meisterschaften zum Einsatz. Genauso wichtig sind die Vorführungen an reinen Showanlässen wie beispielsweise die Gymnaestrada oder der für 2015 geplante Jubiläumszirkus der Geräteriege Waldstatt. Dabei soll der Spass und die Freude an der Bewegung im Vordergrund stehen, sind sich Stefan und Priska Roth einig.

www.getu-waldstatt.ch