Mineralwasser, Dreckwasser


Herisauer Nachrichten vom 27. August 2013

Der Ausbau zur neuen Klärstufe für Mikroverunreinigungen in der ARA Bachwis hat begonnen. Hansueli Messmer wird ab 2015 die schweizweit am besten reinigende Kläranlage betreiben. Das Erfolgsrezept: Pulveraktivkohle.

"Wenn heutzutage eine Kläranlage stinkt, dann stimmt etwas nicht", erzählt Hansruedi Messmer, Betriebsleiter der Herisauer ARA Bachwis. "Dann nämlich ist sie nicht sauber genug. Eine saubere Abwasserreinigungsanlage ist mir deshalb wichtig."

Messmer unterrichtet nebenbei Berufskollegen im Verein Schweizerischer Abwasserfachleute. Einen Störfall wie kürzlich in der flussabwärts zwischen Flawil und Gossau liegenden ARA Oberglatt, wo ein Blitzschlag die Anlage unbemerkt ausschaltete und sich das Dreckwasser ungeklärt in die Glatt ergoss, hält er in Herisau für ausgeschlossen: "Unser Alarmsystem funktioniert auch bei einem Unfall wie in Oberglatt."
Sauerstoffdeckel

Den Sommer nützt Hansruedi Messmer für die Revision der Klärbecken. "Wenn die Herisauer Industrie- und Gewerbebetriebe Betriebsferien haben, fällt weniger Abwasser an, und wir können jeweils eine der zwei Reinigungsstrassen trockenlegen." Der Gewerbe- und Industrieanteil am Abwasser betrage üblicherweise um die 50 Prozent. So wurden während der vergangenen Wochen die Doppeldeckel für die Sauerstoffzufuhr am Boden der Klärbecken weggeschraubt und gereinigt. "Für mich ist im Sommer Hochsaison", erzählt Messmer, "in dieser Zeit revidieren wir auch die ARAs von Hundwil, Urnäsch und Waldstatt."
Das Übergwändli

Hansueli Messmer und seine zehn Mitarbeitenden sind nebst der "Bachwis" und den drei letztgenannten Kläranlagen auch für die ARAs Bömmeli, Stein und Schwägalp zuständig sowie für die zwei weiteren Herisauer Anlagen Saum und Schwänberg. Während vier Wochen im Sommer sei er nicht nur Betriebsleiter, sondern auch Klärwärter. "Dann ziehe ich das Übergwändli an, so können einige meiner Mitarbeiter Ferien machen." Diese Sommereinsätze seien sehr praktisch für ihn. "Auf diese Weise kenne ich alle Betriebsabläufe von Grund auf."

Acht Gemeinden
Dass die Gemeinde Herisau heute neun Kläranlagen betreut, sei so etwas wie "sein Kind", sagt Hansruedi Messmer. Im Kontrollraum der Zentrale "Bachwis" werden nicht nur alle ARAs überwacht, sondern auch die vielen Pumpstationen mit dem dazugehörigen Kanalnetz. "Etwas kompliziert ist die Organisation schon, da ich mit acht angeschlossenen Gemeinden quasi acht Chefs habe", meint der Gesamtleiter, der früher Betriebsleiter bei der Mineralquelle Gontenbad war. "Ich habe vom sauberen zum dreckigen Wasser gewechselt", lacht Messmer. "Bei GOBA wurde es mir zu unsicher, als der alte Patron aufhören wollte, damals keine Nachfolge in Sicht war und alle Verkaufsgespräche scheiterten." Umso schöner, dass die ARA Bachwis bald eine Vorzeigeanlage ist, die Schmutzstoffe im Nanobereich ausfiltert. Da ist Messmer dem Trinkwasser wieder ein Stück näher gerückt.

Gerold Huber