"Chläuse waren das Dessert"



Appenzellerzeitung vom 5. Juni 2013

Ein Wandbild schmückt neuerdings den grossen Saal im renovierten Seniorenheim Bad Säntisblick in Waldstatt. Es zu malen, war für die Künstlerin Gret Zellweger eine neue Erfahrung.

UELI ABT

WALDSTATT. Gret Zellweger wollte, dass die sogenannten Rollen am «Groscht» der Silvesterchläuse plastisch wirken. «Als ich im Saal zurücktrat und aus Distanz das Bild betrachtete, sahen sie aus wie Scheiben», sagt die Malerin aus Teufen mit einem Lächeln.

Mehr als sieben Meter lang
Ein Gemälde von 7,70 Meter Länge hat Zellweger in ihrer langjährigen Künstlerinnenlaufbahn bisher noch nie geschaffen. «Es hat mich gereizt, einmal in einem solchen Format zu arbeiten», so Zellweger.
Wenn am 11. Juni die Bewohnerinnen und Bewohner ins frisch renovierte Heim «Bad Säntisblick» zurückkehren und künftig im grossen Saal einen geselligen Nachmittag erleben, einer Vorführung eines Vereins beiwohnen oder an einem Geburtstagsessen teilnehmen werden, dürfte sie die fröhliche Szene an der Bühnenrückwand zusätzlich erfreuen: Die Künstlerin zeigt eine traditionelle Streichmusik auf einem Podest, links davon eine frühlingshafte Szene mit Kindern und Ziegen, im rechten Drittel des Bildes zwei Silvesterchläuse – und im Hintergrund ein Panorama mit Alpstein und Hügelkette davor, wie ein Betrachter es draussen etwa von der Geisshalde aus sieht.

Geschenk an Heimleitung
An einer Gesprächsrunde hatte die Malerin einmal zu erkennen gegeben, dass sie generell das grosszügige Malen schätze. «Ist das gross genug?», hatte sie später Walter Nägeli, Verwaltungsratspräsident der Bad Säntisblick AG, bei einer Besichtigung im Saal vor der weissen Wand gefragt, und Zellweger nahm den Auftrag gerne an. Dabei handelt es sich um ein Geschenk an die Bauherrschaft und Heimleitung, Margrit und Walter Harzenetter: Der Nachlass einer «Säntisblick»-Pensionärin finanzierte den Auftrag.
«Inhaltlich hatte ich eigentlich keine Vorgaben, ausser, dass etwas vom Alpstein-Massiv zu sehen sein sollte», sagt Zellweger. Einen Alpaufzug im Vordergrund kam für sie nicht in Frage, das Brauchtum sollte aber schon zu sehen sein. Von den vier Jahreszeiten schafften es mit der Ziegen-Szene der Frühling und mit den Chläusen der Winter ins Wandbild. Zellweger schätzt, dass sie an den Entwürfen 25 bis 30 Stunden arbeitete und für die Ausführung 85 bis 90 Stunden brauchte.
Beim Arbeiten direkt auf die präparierte Wand kristallisierte sich dann nach und nach eine geeignete Arbeitsweise heraus: Den Acrylfarben beigemischter Trocknungsverzögerer ergab eine Lasur, die nicht tropfte und mit welcher sie zudem Farbübergänge hinbekam; mit einer Reihe von Tischen schuf sie sich ein Postest, auf dem sie die gesamte Länge des Gemäldes abschreiten konnte. Da die meisten Betrachter das Bild mit Abstand wahrnehmen würden, war es für Zellweger klar, dass sie den Malfortschritt laufend aus Distanz überprüfen musste.

Beim Malen dazugelernt
Und so wurden denn auch aus den zunächst flächig wirkenden Rollen bald einmal plastisch wirkende Gebilde. «Ich habe dazugelernt, und es hat mir enorm Spass gemacht», sagt die Malerin. Dabei hätten sich die Hügel im Hintergrund als grössere Herausforderung herausgestellt als die Figuren davor. Und die Chläuse, für Zellweger ein geläufiges und lieb gewonnenes Motiv, waren für sie «das Dessert», wie sie sagt.