Auf dem Sprung in die Zukunft

Hermann Blumer stellte diese Holzschraube bereits im Jahr 1990 maschinell her. (Andy Lehmann)


Appenzeller Zeitung vom 19. Oktober

Neue Technologien bewirken einen Umbruch in der Holzbearbeitungsbranche. Der Visionär und Macher Hermann Blumer ist massgeblich am automatisierten Aufschwung beteiligt.

ANDY LEHMANN

WALDSTATT. Es sind wohlproportionierte, aus Holz geformte Bauten wie der Säntispark, die Davoser Eishalle oder das Centre Pompidou in Metz, welche seine Handschrift tragen. Wenn es um grosse und spektakuläre Holzbauwerke geht, ist der Waldstätter Hermann Blumer in aller Munde. Er erkannte schon früh die Wichtigkeit von Computertechnologie und Automatisierungen in der Holzbearbeitungsbranche und setzte diese erfolgreich um.

Hermann Blumer ist in Waldstatt aufgewachsen und seit seiner Kindheit dem Werkstoff Holz verbunden. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Zimmermann. Nach der Weiterbildung zum Bauingenieur an der ETH zog es ihn an die Universität in Karlsruhe. Dort war er zwei Jahre wissenschaftlicher Assistent am Holzbaulehrstuhl. Im Jahr 1971 wurde er Geschäftsleitungsmitglied im väterlichen Betrieb, der Blumer AG in Waldstatt. «Schon damals war ich von der Computertechnologie begeistert und nutzte deren Möglichkeiten», sagt Hermann Blumer. Er stellte sich vor, irgendwann nur noch den Knopf drücken zu müssen, und die Arbeit würde die Maschine von selbst erledigen. «Bis Anfang der 90er-Jahre war der Holzbau handwerklich geprägt. Grosse Werkhallen mit Krananlagen und Holzverarbeitungsmaschinen wie man sie heute kennt, gab es kaum», sagt der 73-Jährige.

Von handmade bis Robotertechnik
Die Holzbaubranche in den 70er-Jahren steuerte auf eine Krise zu. Immer weniger Schulabgänger wollten den Beruf der Zimmerleute erlernen. Im Häuserbau wurde zunehmend auf Stahl und Beton gesetzt. Blumer erkannte bald, dass die Holzbaubranche mit neuen technischen Möglichkeiten unterstützt werden muss, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Er entwickelte für seine Firma eine Abbundmaschine. Diese erlaubte es Holzbalken zuzuschneiden, was gegenüber der herkömmlichen Handarbeit erheblich Zeit einsparte und präziser war. In Zusammenarbeit mit der Krüsi AG in Schönengrund konzipierte Hermann Blumer CNC-Systeme. Mit diesen Systemen werden Werkzeugmaschinen digital angesteuert. Sie sind in der Lage komplexe Formen schnell und in hoher Präzision anzufertigen. Die Maschinen sind gegenüber mechanisch gesteuerten Anlagen klar im Vorteil. Das erste Grossprojekt, welches mit maschinell gefertigten Teilen erstellt wurde, war der Abtwiler Säntispark.